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Was fängt man damit an?
Bernd Vonhoff (BDS)
Soziologinnen und Soziologen können überall dort arbeiten, wo Informationen über das Zusammenleben von Menschen wichtig sind. So basieren häufig in den Medien veröffentlichte Zahlen und Daten über das Verhalten von Menschen auf Studien, die Soziologinnen oder Soziologen entweder im Hochschulbereich oder in privaten Forschungsinstituten ermittelt haben. Neben den Bereichen der universitären oder außeruniversitären Forschung in privaten Instituten, ist soziologisches Wissen auch für größere Wirtschaftsunternehmen oder andere private und staatliche Organisationen von Bedeutung: Hier erleichtert soziologisches Wissen Führung und Steuerung von Menschen, die an gemeinsamen Zielen arbeiten. Viele Absolventinnen und Absolventen der Soziologie arbeiten in Bereichen der Medien oder in der Erwachsenenbildung. Da für viele Berufe soziologisches Wissen implizit gefordert ist, gehört dieses Wissen in vielen Berufen sowohl zur Aus- als auch zur Weiterbildung.
Personen mit einem Hochschulabschluss in Soziologie können anstelle einer wissenschaftlichen Laufbahn z.B. auch in Personalabteilungen, der Unternehmenskommunikation oder allen strategischen Bereichen von Organisationen arbeiten. In den vergangenen Jahren bauen immer mehr Unternehmen und Institutionen ihr betriebliches Gesundheitsmanagement aus. Hier findet sich ein großes Arbeitsfeld für Soziologinnen und Soziologen, weil insbesondere viele psychische Erkrankungen ihre Ursachen nicht ausschließlich in der Persönlichkeit der Betroffenen haben, sondern aus dem Zusammenspiel sozialer Interaktion entstehen. Hier können Soziologinnen und Soziologen Unternehmen bei der Prävention unterstützen, indem sie strukturelle Ursachen erkennen und den Organisationen dabei behilflich sind, diese zu verändern.
Die Soziologie liefert unter anderem das Wissen über menschliche Kommunikation und Machtstrukturen in Organisationen. Dadurch erhalten Arbeitgeber von dort tätigen Soziologinnen und Soziologen das Handwerkszeug, die Komplexität, die sich aus Krisen oder Konflikten ergibt, sinnvoll zu reduzieren. Mit diesem Wissen können Coaches oder Berater und Beraterinnen, die einen Abschluss in Soziologie haben, gemeinsam mit der Belegschaft Handlungsalternativen erarbeiten und umsetzen. Sie werden häufig von großen Wirtschaftsunternehmen, Verbänden, Parteien, Behörden oder Ministerien für solche Fragestellungen engagiert oder eingestellt.
Entscheidend, was man mit einem Abschluss in Soziologie anfängt, ist die eigene Interessenlage, nach der das Studium mit seinen Vertiefungen und Nebenfächern ausgerichtet ist. Hier darf die Abweichung zum Bedarf der Unternehmen oder anderen Organisationen, in denen man später arbeiten will, nicht zu groß sein. Verbände, Parteien, öffentliche Verwaltung oder Firmen, die international aufgestellt sind, schätzen z.B. an Absolventinnen und Absolventen der Soziologie ihr eher makrosoziologisches Wissen, und dass sie durch ihre Profession ein Gespür für andere Denkweisen in anderen Kulturen entwickelt haben. Wenn die berufliche Orientierung in Richtung mittlerer und größerer Wirtschaftsunternehmen geht, ist hier neben mikrosoziologischem Wissen, das viele Überschneidungen mit der Sozialpsychologie hat, zusätzlich betriebswirtschaftliches Verständnis unbedingt erforderlich. Dies lässt sich aber oft auch in der beruflichen Praxis erwerben.