Die Religionssoziologie, die aufs Engste mit Grundfragen
soziologischer Theorien verbunden ist, befasst sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Religion(en).
Sie geht von einer doppelten Annahme aus: Religion(en) prägen gesellschaftliche Verhältnisse, und die Religionsentwicklung ist ihrerseits auch von gesellschaftlichen Strukturen und Dynamiken abhängig. Sie macht nicht Religion an sich zum Thema, sondern interessiert sich für die empirisch beobachtbaren Praktiken von Religion(en) in ihrem Wechselverhältnis mit den kulturellen Grundlagen und sozialstrukturellen Ordnungen einer Gesellschaft. Insbesondere in Bezug auf die Erforschung von Religion(en) in der Moderne hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass es nicht möglich ist, Religion eindeutig zu definieren, vielmehr sind historisch konkrete Glaubens-, Lebens- und Sozialformen von Religion(en) zu untersuchen. Der Gegenstandsbereich der religionssoziologischen Forschung reicht von langfristigen Wandlungsprozessen der Säkularisierung, Differenzierung, Individualisierung und Pluralisierung (
Makroebene), über religiöse Institutionen und Organisationen, Ämter und Trägerschichten, Sozial- und Gemeinschaftsformen (Mesoebene) bis hin zu individuellen Glaubensformen, Ritualen, Interaktionen, religiöser Lebensführung, Zugehörigkeit und Sozialisation (
Mikroebene).
Quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung kommen dabei ebenso zum Einsatz wie
qualitative und historische Herangehensweisen.
Die Beschäftigung mit Religionssoziologie bietet nicht nur einen Zugang zu Grundfragen der Soziologie, sondern eröffnet auch informierte und kritische Perspektiven auf aktuell brisante Themen wie den Bedeutungsrückgang von Amtskirchen, die Dynamik fundamentalistischer Bewegungen, die Integration des Islam in westlichen Einwanderungsgesellschaften sowie den Umgang mit religiöser Vielfalt in einer zunehmend global vernetzten Welt.