Spezielle Soziologie: ›Sozialpolitik‹
Sozialstaaten bearbeiten die Folgeprobleme kapitalistischer Wirtschaft, die allein auf rationales Wirtschaften ausgerichtet sein darf, während sich mit dem Sozialstaat ein Bereich ausdifferenziert, der soziale Risiken kompensiert. Die verschiedenen sozialpolitischen Programme betten Unsicherheit, die eine privatgewerbliche Wirtschaftsweise mitbringt, ein. Sie kompensieren den Ausfall von Erwerbseinkommen bei Arbeitslosigkeit, Alter und Krankheit, oder ersetzen geschrumpfte familiale Hilfepotentiale. Zudem korrigiert Sozialpolitik eine unerwünschte Ungleichverteilung des Zugangs zu Einkommen.
Wie gut die Kompensation sozialer Risiken gelingt und wie umfassend Egalität erreicht wird, ist aber umstritten. Nicht nur weil sozialpolitische Programme ungenügend ausgestaltet sind, etwa um Armut zu bekämpfen, sondern ebenso, weil es kontroverse Ideen über das erstrebenswerte Maß an Gleichheit oder Gerechtigkeit gibt. Sozialpolitikanalyse umfasst also auch, wie Verteilungsprobleme in demokratischen Gesellschaften gelöst werden.
Die Themen der speziellen Soziologie „Sozialpolitikforschung“ sind vielfältig: Einzelne Politikfelder wie Familien-, Arbeitsmarkt- oder Rentenpolitik werden analysiert, aber ebenso die Beziehung zwischen Sozialstaat und Einkommensungleichheit oder Fragen der Legitimität und Gerechtigkeit. Sozialstaaten sind Teil des ökonomischen und gesellschaftlichen Wandels. Daher werden „Neue Soziale Probleme“ durch flexibilisierte Arbeitsmärkte und neue Familien- bzw. Lebensformen betrachtet ebenso wie die Folgen des demografischen Wandels oder offener Wirtschaftsbeziehungen. Trends zur Ökonomisierung des Sozialstaats, ,Retrenchmentʹ oder ,Aktivierungʹ spielen eine wichtige Rolle. Sozialpolitikanalyse ist international vergleichend und interdisziplinär ausgerichtet. Der Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass sozialstaatliche Institutionen ganz unterschiedlich operieren können.
Folgende Angebote gibt es in diesem Bereich: