Sind Schulnoten objektive Bewertungen? Welche Muster zeigen sich in der Partner*innenwahl? Wie verändert Digitalisierung die Kommunikation und die Arbeitswelt? Warum sind soziale Herkunft, Geschlecht oder Migrationshintergrund nach wie vor wichtige Faktoren für die Position in der Gesellschaft? Wie kommen soziale Bewegungen, etwa Fridays for Future, zustande? Wie verändern sich die sozialen Beziehungen in der Familie? Wie entsteht gültiges Wissen? Welche Bedeutung hat es, jemanden zu begrüßen?
Solche und ähnlich gelagerte Problemstellungen werden mit dem gut sortierten soziologischen Werkzeugkasten von Methoden und Theorien bearbeitet. Soziologie als Wissenschaft steht dabei vor einer besonderen Herausforderung: Sie ist selbst Teil dessen, was sie beobachtet.
In Gesellschaft(en), die ihr Gesicht seit etwa 200 Jahren radikal wandeln, hilft soziologisches Wissen zu erkennen, was sich tatsächlich verändert hat, was gleich geblieben ist und wo nur neues Make Up aufgetragen wurde. Soziologie beobachtet, welche gesellschaftlichen Formen, Muster und Strategien sich entwickeln, wie zwischen den ständigen sozialen Erwartungen an die Handelnden und ihren Zielen vermittelt wird. Dabei werden folgende Ebenen der Gesellschaft unterschieden: soziale Interaktionen (Mikroebene), institutionelle oder organisatorische Einbettung dieser Interaktionen (Mesoebene) und die gesamtgesellschaftlichen, ja globalen Strukturen (Makroebene).
Im Zentrum des explizit forschungsorientierten Masterstudienganges „Soziologie“ am Institut für Soziologie der FAU stehen die theoretisch geleitete Formulierung von soziologischen Fragestellungen, ihre Umsetzung in ein empirisches Untersuchungsdesign, die Durchführung der Untersuchung sowie ihre Auswertung.
Für welche Berufsfelder qualifiziert ein Masterstudium Soziologie?
Die Forschungsorientierung befähigt die Absolvent*innen des Masterstudiengangs dazu, unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Standards empirisch zu forschen bzw. Forschungsergebnisse zu rezipieren und für praktische Belange nutzbar zu machen – eine Qualifikation, die weit über den Bereich der universitären sozialwissenschaftlichen Forschung hinaus in einer zunehmenden Zahl von außeruniversitären Arbeitsbereichen erforderlich ist und nachgefragt wird.
Soziolog*innen arbeiten entsprechend im Personal- und Marketingbereich von Unternehmen, in der Markt- und Meinungsforschung, bei Beratungsunternehmen, in der Medienbranche, in Kulturorganisationen, im öffentlichen Dienst, in der Erwachsenenbildung oder in der beruflichen Weiterbildung, im Feld der Politik und nicht zuletzt an Universitäten oder Forschungsinstituten. In diesen Feldern des wissensintensiven Arbeitsmarktes sind unsere Absolvent*innen gefragte Fachkräfte.
Wie sieht das Studienkonzept im Master Soziologie aus?
Der Masterstudiengang Soziologie ist darauf angelegt, dass unsere Absolvent*innen über systematische theoretische und methodische Kenntnisse des Faches und entsprechend ihrer forschungsorientierten Spezialisierung die Fertigkeit erwerben, selbständig eine soziologische Forschungsarbeit zu konzipieren, durchzuführen und abzuschließen. Mit dem Abschluss verfügen sie zudem über die für eine Promotion erforderlichen fachlichen Voraussetzungen.
Als Werkzeuge für die Forschung dienen einerseits die aktuellen theoretischen Ansätze der Soziologie (inklusive ihrer Entwicklungsgeschichte) und die gängigen quantitativen und qualitativen Methoden der Sozialforschung. Unsere Studiengänge bieten auf diesen Grundlagen spezifische Masterkurse in den fachlichen Gegenstandsbereichen Arbeit&Organisation, Bildung&Lebenslauf, Kultur&Kommunikation sowie vergleichende Gesellschaftsanalyse an. Dabei ist eine nachhaltige Beschäftigung bei intensiver Betreuung möglich.
Vom ersten Semester an wird in diesem Studiengang die gemeinsame Erarbeitung eines Themengebietes mit der vertieften selbständigen Auseinandersetzung der einzelnen Teilnehmer mit einem Teilthema kombiniert: Parallel zum Masterkurs erarbeiten sich die Teilnehmer unter individueller Betreuung durch die Lehrenden ein Thema nach eigener Wahl, dessen Bearbeitung sie zu eigenständiger soziologischer Analyse befähigen soll, die über die Rezeption und Wiedergabe von Literaturwissen hinausgeht. Das Ziel des Masterkurses ist es also weniger, „Wissen in der Breite“ zu vermitteln, als vielmehr, in Koppelung an ein spezifisches Themengebiet die Fähigkeit zu entwickeln, eine soziologische Fragestellung zu formulieren und ein Konzept für ihre Analyse zu entwickeln, das von ihrer theoretischen Einbettung über die empirische Erhebung und Datenanalyse bis zur praktischen Nutzanwendung reicht. Diese Arbeitsweise soll in besonderer Weise auf die Erfordernisse der Berufspraxis vorbereiten, im Kontext einer umfassenden Fragestellung (die im jeweiligen Masterkurs insgesamt verfolgt wird) eigenständige Beiträge zur Problemlösung zu erarbeiten.
Struktur und Inhalte des Studiengangs
Der Masterstudiengang „Soziologie“ hat vier Semester Regelstudienzeit. Es handelt sich um einen konsekutiven forschungsorientierten Studiengang mit 120 ECTS-Punkten, von denen 20 ECTS-Punkte in einem Ergänzungsfach zu erwerben sind.
Im ersten Semester werden die theoretischen und methodischen Grundlagen gelegt und ein erster inhaltlicher Schwerpunkt gesetzt. Im zweiten und dritten Semester wird im zweisemestrigen Forschungsseminar (qualitativ oder quantitativ ausgerichtet) ein konkretes Lehrforschungsprojekt bearbeitet und zusätzlich zwei weitere inhaltliche Schwerpunkte und das Ergänzungsfach absolviert. Im vierten Semester erfolgt die Erarbeitung der eigenständigen wissenschaftlichen Leistung in Form der Masterarbeit.
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